MCB-GSK Austausch, 1966
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am Marktplatz
The following article appeared in the October 1966 issue of Trio,
the Gesamtschule school magazine.

Gäste aus Belfast

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Am 12. August standen 11 deutsche Schüler und Schülerinnen im Kirchhainer Bahnhof und warteten - der Zug hatte wie üblich Verspätung - auf das, was da kommen sollte. Zuerst erschienen nur Koffer und Taschen, jedoch bei genauerem Hinsehen stellte sich heraus, daß diese Dinge auch Besitzer hatten. Schnell wurden verknickte Bilder aus den Taschen gezogen, und dann kam es nur noch darauf an, den irischen Briefpartner unter den Bergen von Gepäck zu entdecken.

Man sagt so schön : "Wenn Engel reisen, lacht der Himmel." Nun, der Himmel lachte an diesem Tag, wie selten in diesem Sommer, und wir begaben uns mit unseren reisenden Engeln schnellstens auf den Heimweg, doch nur, um von dort ebenso schnell ins Schwimmbad zu wandern.

Am ersten Schultag - die Iren hatten sich schon recht gut eingelebt - wurden sie von Herrn Direktor Orf vor dem Lehrerkollegium begrüßt. Eine Woche später fand ein kleiner Empfang im Marburger Landratsamt statt, an den sich eine Besichtigung der Kreisstadt anschloß.

22. August. Für diesen Tag war eine Besichtigung der Tapetenfabrik geplant. Bei regnerischem Wetter gingen wir von der Schule aus dorthin. Ziemlich aufgeweicht, aber trotzdem lustig, kamen wir an, und zur Belohnung gab es ein tolles Frühstück. Nebenbei gedachten wir sogar unserer in der Mathematikstunde sitzenden Mitschüler. Nach ein paar einleitenden Worten begann der Rundgang. Alle waren begeistert über die modernen, sozialen Anlagen, und die Fabrikation der Tapeten selbst.

Am 25. August begleiteten wir unsere Gäste auf einer Fahrt ins Zonengrenzgebiet. Die Iren sollten sich das Dilemma des geteilten Deutschlands mit eigenen Augen an Ort und Stelle ansehen können. Zuerst fuhren wir zum Bundesgrenzschutz in Alsfeld. Hier erhielten wir Erklärungen über den Verlauf und den Ausbau der "deutschen Grenze". Anschließend erklommen wir einen Aussichtsturm und verfolgten den Stacheldraht mit Ferngläsern. Hinter einem Fahrzeug des Bundesgrenzschutzes herfahrend, kamen wir bis Philippsthal.

Die irischen Gäste versuchten zwar Verständnis zu zeigen, konnten uns aber - so hatte jeder den Eindruck - nicht nachfühlen, was uns beim Anblick eines "fremden Landes" bewegte, das unsere Eltern noch als ihr Vaterland kennen. Mit gemischten Gefühlen trafen wir einige Tage später die Vorbereitungen für das kleine Fest, das am Samstag, dem 27. stattfinden sollte. Aus den Klassen UIIa, UIIb und OII erschienen recht viele Schuler im Zeichensaal. Mit heißem Beat und Tanzspielen wurde für Unterhaltung und Stimmung gesorgt. Wir wollen hoffen, daß es unseren irischen Schülern gut gefallen hat.

Eigentlich sollte dieses Fest ein Abschiedsfest werden, aber alles freute sich auf die noch folgende Rheinfahrt. Mit dem Bus immer am Rhein entlang, ging es bis St. Goarshausen und von dort aus auf der "Köln" bis nach Rüdesheim. Schon langst waren die letzten Lieder verklungen, als wir müde in Kirchhain ankamen. - Der Aufenthalt unserer irischen Gäste war damit beendet. Auf uns jedoch warten noch erlebnisreiche Tage in Irland, von denen wir euch demnächst zu berichten hoffen.

  Michaela Bayer, UIIb
  Gretel Moll, Ullb