MCB-GSK Austausch, 1966
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am Marktplatz
The following article appeared in the Oberhessische Presse of Montag, 29 August 1966.

In Deutschland klingelt der Wecker früher

Eine Schülergruppe aus Belfast besucht de Gesamtschule Kirchhain / Gegenbesuch in wenigen Tagen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Kirchhain (fz). Seit vier Jahren besteht eine enge Verbindung zwischen dem "Methodist-College" in Belfast, einer irischen Oberschule, und der Gesamtschule Kirchhain. 1962 und 1963 besuchten Kirchhainer Schüler die Hauptstadt NordIrlands und empfingen den Gegenbesuch ihrer irischen Kameraden. Trotz des Kurzschuljahres lebte in diesem Jahr der Kontakt zwischen den beiden Lehranstalten wieder auf: Seit einigen Tagen sind elf irische Schülerinnen und Schüler sowie ihre Leiterin, Miß Helen McPherson, Gäste der Kirchhainer Schule. Sie wohnen bei den Familien der deutschen Schüler in Kirchhain, Stadt Allendorf, Neustadt und auf der Fiddemühle, die zusammen mit ihren Gästen am 31. August zu einer dreiwöchigen Fahrt nach Nord-Irland starten.

Während ihres Kirchhainer Aufenthaltes wir die irische Gruppe von Studienassessor Klaus Holeczek betreut, in dessen Händen auch die Organisation und die' Leitung der Irland-Reise der Gesamtschüler liegt. Für die Gruppe von der britischen Insel, deren zwölftes Mitglied kurz vor der Abreise erkrankte, stellte er ein umfangreiches und vielfältiges Programm zusammen.

Die offizielle Begrüßung durch den Leiter der Gesamtschule, Oberstudien- director Helmot Orf, erfolgte am zweiten Schultag.  In Anwesenheit des Kollegiums der Schule hieß Orf die Gäste willkornmen. Er drückte seine Freude darüber aus, daß durch diesen Austausch die Verbindung zwischen den beiden Schulen wieder auflebe. "Wir hoffen", so erklärte der Oberstudiendirektor, daß in Zukunft eine großere Zahl von Schülern , die für alle Seiten günstige und fruchtbare Gelegenbeit wahrnimmt, ein anderes Land kennenzulemen.

Große Überraschung erregte ein Besuch in die Marburger Tapetenfabrik in Kirchhain, da die lren ein Werk dieser Großenordnung in einer solch kleinen Stadt nicht vermutet hatten, Nach einem kleinen Imbiß und einem einleitenden Vortrag durch ein Mitglied der Betriebsleitung hatten die, Schuler Gelegenheit, bei einer anschaulichen und aufschlußreichen Führung die Einrichtungen der Fabrik zu besichtigen. Dabei beeindruckte sie besonders 'die handwerkliche Fertigkeit, mit 'der' in der Formstecherei gearbeitet wird." "Wir hatten den Eindruck, daß die Arbeiter dieser Fabrik sich dort sehr wohl fühlen",äußerten die Schulr nach dem Besuch.

Am  gleichen Tag empfing Bürgermeister Heinrich Weber die irischen Gäste im Sitzungssaal der Stadt. Auch Weber wies auf die Nützlichkeit

solcher Besuche hin, da sie die Möglichkeit boten, auch die Kehrseite zu sehen und zu verstehen. “Man sollte nie vergessen", sagte der Bürgermeister, daß es nicht nur Schönes und Gutes in einem Land oder in einer Stadt gibt.

Bei einem Empfang im Landratsamt, wo Landrat Dr. Burghard Vilmar einen Bildband von Marburg überreichte, erklärten die Iren auf dessen Frage, daß ihnen in Deutschland lediglich das frühe Aufstehen nicht befalle. In Irland beginnt die Schule erst urn neun Uhr. Ein ausführlicher Rundgang durch Marburg beschloß den Tag.

Tief beeindruckt kehrten die irischen Schüler von einer Fahrt an die Zonengrenze zurück, deren Leitung der Bundesgrenzschutz in Alsfeld übernommen hatte. Obwohl aIle Besucher ausgezeichnet Deutsch sprechen und verstehen, fiel es den Beamten und den anderen deutschen Begleitern sehr schwer, ihnen bei Philippstal, Kleinensee und Vacha zu erklären, daß hier kein anderes Land beginnt. Die jungen Ausländer stellten Fragen iiber Fragen, da ihnen die Stacheldrahtgrenze, bewacht von scharfen Hunden und bewaftneten Soldaten, mitten durch ein Land völlig unverständlich erschien. Fassungslos standen sie an der Werrabrücke bei Vacha. wo diese Grenze sogar ein Haus in zwei Teile teilt.

Um den irischen Gästen aber auch einen angenehmen Eindruck zu verschaffen, steht heute eine Rheinfahrt auf dem Programm. Eine kleine Feierstunde im Zeichensaal der Schule besch1ießt den Aufenthalt in Kirchhain und damit den ersten Teil des Austauschs, den Studienassessor Holeczek für geeignet hält, die allgemein große Gefahr zu vermindern, bei der Betrachtung eines fremden Landes zu sehr von Verallgemeinerungen auszugehen.

Im Namen der Stadt Kirchhain begrüßte Bürgermeister Heinrich Weber die irischen Schuler, die im Rahmen eines Austauschprogramms drei Wochen lang Gäste der Gesamtschule sind. 

Unser Bild Bürgermeister Weber, Miß McPherson, die Leiterin der Irischen Gruppe, und Studienassessor Holeczek, den Aufenthalt organisierte.  

mit dem Bürgermeister
Besonders die alten Fachwerkhäuser hatten es den irischen Schülern angetan. Immer wieder bestaunten sie die in ihrem Land nahezu unbe- kannte Bauweise. Wir trafen sie auf dem Kirchhainer Marktplatz, der neben vielen solcher Bauten auch einen echten Storch zu bieten hat, der ebenfalls die Bewunderung der Iren erregte.